MIT NEUEM COVER

GEÄCHTET UND DOCH WIEDERBELEBT

Ein lauer Sommerabend des Jahres 2000. Ich bin unterwegs im Berliner Rollberg-Kiez, um in das dortige Programmkino zu gehen. Eines der wenigen Kinos, die sich trauten „Baise Moi – Fick mich!“ auf eine Leinwand zu bringen. In einem sehr kleinen Saal mit 50 Plätzen sehe ich dann „den Skandalfilm“ des Jahres 2000 mit begeisterten anderen Filmliebhabern.

Zwei junge Frauen, aufgewachsen in einem von Männern mit brutaler Gewalt beherrschten Milieu, laufen auf einer Reise durch Frankreich Amok. Reihenweise mordend und immer auf der Suche nach dem sexuellen Kick, lassen sie sämtliche Hemmungen hinter sich und steigern sich in einen infernalischen Machtrausch. Der Film reflektiert die Geschichte in einer schonungslos direkten, pseudo-dokumentarischen Machart, die den Zuschauer nach allen Regeln der Kunst terrorisiert. Durch seine fatale Nähe zum visuellen Jargon der Pornoindustrie und in seiner lustvollen Darstellung der Gewaltorgien geht der Film über das meiste dessen hinaus, was bis dahin im Kino zu sehen war, und verlangt vom Zuschauer ein Höchstmaß an Belastbarkeit.

„Skandalumwitterter Film um einen von Sex, Drugs und Punk bestimmten Rachezug zweier Frauen gegen Männer und Gesellschaft. Das auf einem Bestseller basierende Roadmovie, das „Thelma und Louise“ wie Schulmädchen aussehen lässt, besetzte Virginie Despentes mit Pornodarstellerinnen. Und ihr gelang, was sie wohl auch beabsichtigte –„zu provozieren“ (Quelle: Blickpunkt:Film“).

Schonungslos, roh und mit aller Härte inszenierte Virginie Despentes die Verfilmung ihres Debüt-Romans und sorgte weltweit für Schlagzeilen. Die Regiearbeit teilte sie sich mit Coralie Trinh Thi, welche ihre Erfahrungen aus der Pornoindustrie einbrachte, aus der auch die beiden Hauptdarstellerinnen Raffaëla Anderson und Karen Bach kommen. Wegen seiner expliziten Szenen stand der Film nicht nur in Frankreich auf dem Index. Einige DVD-Labels haben sich über die Jahre an einer Veröffentlichung für den Heimkinomarkt versucht. Hierfür wurde eine entscheidende Vergewaltigungsszene für eine Freigabe ab 18 Jahren abgedunkelt.

Nun erscheint der Film vom Label Studiocanal ab September auf DVD und Blu-ray erneut in einer ab 18 Jahren freigegebenen Fassung. Da bei Redaktionsschluss noch kein Muster vorlag, können wir leider nicht beurteilen, welches Master hier zur Verwendung gekommen ist.

Ungeachtet dessen sollte der Filmsammler, der auch Mal etwas anderes sehen möchte, zugreifen! Der Film stellt in seiner Art immer noch ein Novum dar. Schlichtweg würde ich ihn als einen Must-See Film der 2000er Jahre einstufen.

DVD/BD

Technische Daten:

Bild: 1,66:1 (anamorph)

Sprachen/Ton: Deutsch 5.1 Dolby Digital, Französisch Stereo Dolby Digital

Untertitel: Deutsch

Extras:

Making of, Trailer, Booklet

Angaben zum Vertrieb:

Im Verkauf ab 07.09.23

Bst.-Nr.: 507311

EAN: 4006680096889

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